Währungsaktionen

Die Aktion kaufen Sie sich Zeit, um Geld zu finden (Kunst auf eigene Gefahr, 1991
Bestand aus zehn Tonnen Sand, vermischt mit Hundescheiße und Bierglasscherben. Inmitten des verteilten Sands war eine Aussparung mit Stuhl und Fernglas. Der Betrachter konnte die kleinen Zeichnungen absuchen nach Hinweisen, wo das Geld versteckt ist und sich dann eine Minute Zeit kaufen - für 8 DM. Mit dem Zollstock wurde abgemessen, die Hand des Betrachters auf dem Sand abgedruckt, dann konnte er auf eigene Gefahr anfangen zu graben. Zur Sicherheit wartete eine Krankenschwester mit Verbandszeug.
Die Ausstellung war in der Galerie “Weißer Elefant” Berlin.                           Siehe TIP 1991

Spekulieren Sie mit Kunst / 1992
20 Stück 100 DM-Scheine original handbemalt und das Stück für 80 DM zum Verkauf angeboten. Bei der Ausstellungseröffnung wurden alle sofort verkauft. Die meisten Käufer wollten mit ihren naiv bemalten Scheinen zur Bank gehen und sie umtauschen, mit der Begründung: Ihr Kleinkind hat das Geld versehentlich verschmiert. So hätten sie 20 DM Verdienst einstreichen können.
Nach drei tagen haben die galeristen und ich die leute angerufen und ihnen erklärt, dass ein nebenbuhler aufgetaucht ist, der für den schein 50 dm mehr bieten würde. Es wurde erklärt, dass das motto der ausstellung – spekulieren sie mit kunst - heißt und der künstler sich vom motto nicht distanziert und dem meistbietenden verkaufen würde. So wurde die einzelnen geldscheine zwischen 500 bis 1000 dm hochgebracht.
Thema war wie, schnell der kunde nur seinen eigenen vorteil entdeckte und nicht merkte, dass er in eine zwickmühle kommt. Das konzept war ähnlich aufgebaut wie bankreklamen, daß geld auch eine wechselwirkungsfunktion besitzt.
Dazu wäre auch das kunst von 1993 zu dokumentieren. Geldscheine, unterlagen, zeitungsartikel.       Siehe TAZ Kultur 1992

Knochengeld
Künstleraktion vom 10.11. - 29.12.1993 in Berlin Prenzlauer Berg. Nach der Devise des "Tonnenphilosophen" Diogenes Geld aus Knochen, die stinken, keiner hortet, keinen reich und alle gleich macht, gestalteten 55 Grafiker Knochengeldscheine, um damit auch an Silvio Geslls rostende Banknoten und den damit verbundenen Währungsverfall zu erinnern. Die Scheine zu je 20 Knochen kamen umgangssprachlich aus dem alten DDR-Pfund-Begriff, wo 1 Pfund gleich 20 Mark entsprachen. Die Knochen waren nun aber im Verhälnis 1:1 DM wert und dienten in 21 bis zu 26 Kneipen und Läden in Prenzlauer Berg als Zahlungsmittel. Die befristete Parallelwährung mit Duldung Landezentralbank Berlin verlor pro Schein und Woche 5 Prozent, was einen Knochen entsprach an Wert, der durch Nachkauf eines Klebemarken- Kupons für 1 DM ausgeglichen werden konnte. Das Kunstgeld mit der Aufschrift "Ioe Bsaffot" stammte aus dem Rotwelsch und bedeutet etwa "falsche Papiere".Jeder Künstler hatte 150 seiner entworfenen Knochen-Exemplare per Hand kopiert, numeriert, signiert und gestempelt und sie dadurch gültig sowie per Musterbuch fälschungssicher gemacht . Je 50 verschiedene Scheine waren mit einer Bandrole gebündelt in der Galerie O-zwei in der Oderberger Strasse, die nun als "Dezentralbank" fungierte, im Gegenwert zu 1000 DM zu erwerben. Die Auflage betrug 100 000 DM bzw. 100 mal 1000 Knochen. Die Knochen verloren wöchentlich 1 DM an Nominalwert. Im Extremfall war ein 20 Knochenschein nach sieben Wochen nur noch 13 DM wert. Die Geschäfte und die Besitzer der Scheine mussten also rasch die Knochen in der Galerie umtauschen bzw. sie per Klebemarkenkauf wieder aufwerten. Während der Aktion lief ein künstlerisches Rahmenprogramm, um die Knochen mit Vorträgen über die Freigeldidee gestern und heute. Die Aktion ähnelte mehr dem Kantinengeldmodell. Sie war weniger Freigeldexperimen, sondern eher ein medienreifes Kunstspektakel, deren Objekte im Februar 1994 per Auktion versteigert wurden und wo die eigentlich verfallenden Knochen wieder eine Wertsteigerung erfuhren. Den Erlös der Auktion von ca. 80 000 DM teilten sich die beteiligten Künstler untereinander auf. Im Laufe der Aktion kamen allerdings nur ein Viertel der aufgelegten Knochen in Umlauf. Der Rest schien von Sammlern gleich zu Hause gehortet zu werden, in der Hoffnung auf Wertsteigerung der Kunstobjekte.
Die Initiatoren waren: Künstlergruppe loè Bsaffot, loè = falsch, gefälscht, Bsaffot = Papier, Auswei, Paß), g.P.Adam (Adam Tellmeister, Galerie o zwei, Kommandant Nils, Bert Papenfuß)
Beteiligte Künstler: Bandrole; Breeda, C.C.;Lewandowsky, Via; g.P. Adam (Adam Tellmeister); Hachtmann, Stefan; Zaidel, Igor; Marrs, Sarah; Hensen, Rita; Schliesser, Thomas; Müller, Wolfgang; Nicolai, Olaf; Raabenstei; Steak, Klaus; Ries, Volker; Christiansen, Hennig; Penk, A.R.; Lubic, Angela; Habegger, Daniel; Wilczek, Volker; Scheffler, W.A.; Kuhn, Hans Peter; Lippok, Ronald; Nicolai, Carsten; Leiberg, Helge; Rosemeyer, Jenny; Hermann, Sabine; Jaeggi, Urs; Kirves, Dietmar; Lebahn, Dirk; Kallnbach, Sieglinde; Kähne, MK; Schlegel, Christine; Pichl, Andrea; Zimmermann, Mike; Killisch, Klaus; Theuerkauf, Klaus; Kipka, Jeanette; Strawalde (Jürgen Böttcher); Kommandant Nils (Nils Chlupka) ; Kikauka, Laura; Hwang, Brad; Sonntag, Gerd; Eben, Ludwig; Haller, Klaus & Mèszàros, Gloria; Jud, Anne; Papenfuß, Bert; Hünniger, Uta; Schneider, Jürgen; Gamma, Bak; Krause, Wolfgang

Adam Tellmeister

Kuhfangen – lokale Wasserwährung, 1995
Das gemälde kuhfangen mit eistalerautomat plus eisschrank war eine installation, die mir im monat bis zu 300 dm einbrachte. Aufgestellt im cafe übereck (ehemaliges DDR flohkino). Der interessierte konnte einen eistaler erwerben, für 2 dm. (mein erstes holographisches gemälde)
Der betrachter konnte mit dem eistaler das gemälde in die wechselwirkung schicken.
In diesem cafe hatte ich frühstück, cafe, bier umsonst; drei jahre lang. Es war mein zweites wohnzimmer im prenzlauer berg, bis ich es einem sammler aus dem algäu verkaufte. Ich saß im cafe und brauchte nur zu warten, bis jemand einen eistaler kaufte und konnte so auch freunde zum bier einladen. Oder ich schaute abends einfach in mein kassenfach und bestellte mir das abendbrot. Es gab auch brotlose abende.

Adam Tellmeister

Wir trinken Knochenwein (1996)
Da das horten von geld eigentlich im knochenprojekt thema war und verhindert werden sollte, es aber gerade zum horten verleitete, weil es zu bunt von der kunst war … entschloss sich eine kleine gruppe von knochenkünstlern zu projekt „wir trinken knochen“ ins leben zu rufen. Die originalbemalten weinflaschen konnte man mit gehortetem knochengeld bezahlen. Da die meisten inhaber des geldes nur kopien der originalscheine hatten, entschlossen sich viele es einzutauschen gegen ein original auf der weinflasche und so kam ein teil des gehorteten knochengeldes wieder zurück

Adam Tellmeister